Begegnungen der besonderen Art....

|   Rosengarten

Der Wanderkoch wandert ja so circa 1000 km pro Jahr durch die Wälder Baiersbronns. Meistens mit den Gästen und zuweilen auch mal alleine oder mit einem Freund. Und jede Wanderung ist anders. Natürlich spielen die Jahreszeiten

eine Rolle, das Wetter, die Gemütslage, die Tageszeit und so wird es nie langweilig auf den Wandertouren. Und manches Mal passiert dann auch Besonderes, gibt es Begegnungen, die erzählenswert sind. Von solch einem Highlight soll heute die Rede sein.

Da war also der Wanderkoch mal wieder mit seinen Gästen im Nationalpark unterwegs, im Februar ohne Schnee am Lotharpfad, das für sich genommen, ist ja schon Extra selten, zumindest in der Vergangenheit gewesen.

Also bei schönstem Wetter auf der "Schwarzwald-Höhe" mit den Gästen unterwegs und dann der Abstieg nach Obertal auf dem wunderschönen Fußpfad entlang des Spaltbächles.

 ...und der Wanderkoch natürlich vorneweg immer mit den Augen auf der Suche nach Interessantem. Und da auf der linken Seite an einem Baumstumpf, unter dem linken Baumpilz an einer abgestorbenen Fichte:  ein ungewöhnlicher heller Fleck! Im ersten Moment dachte der Wanderkoch: "Wer hat denn da einen Kaugummi an den Baumstumpf geklebt?"

 ...beim näheren Hinschauen entpuppte sich der Fleck denn dann auch als Pilz. Und zwar als die seltene zitronengelbe Tramete. Nun ja, zum ersten Mal war dem Wanderkoch der Pilz im Landtag Baden-Württembergs begegnet... kein Witz!. Ministerpräsident Kretschmann hatte eine Fotografie des Pilzes in der Hand, bei einer Debatte vor über 10 Jahren, als es um die Schaffung des Nationalparks Schwarzwald ging. Der Pilz wurde von ihm als Beispiel genannt, wie wichtig Natur- und Artenschutz sei und dass ein so seltener Pilz wie diese Tramete nur in Schutzgebieten wachsen könne, in denen man "Natur, Natur sein lässt".Tatsächlich kommt der Pilz nur an ganz wenigen Standorten in Europa vor und der Erstfund in Baden-Württemberg war am Ruhestein im Bannwald "Wilder See" und nun durch den Wanderkoch auch am Spaltbächle.... megastolz wie er war, der Wanderkoch, hat er den Fund dem Nationalpark gemeldet. Er war sich natürlich nicht sicher, ob es sich wirklich um ein Exemplar der zitronengelben Tramete handelt und der Pilzexperte des Nationalparks, Dr. Flavius Popa,  hat dann auch bestätigt, dass es tatsächlich dieser seltene "Urwaldpilz" ist.

Nun war der Fund ja im Februar, nicht gerade die Hauptpilzzeit, wenn man das so sagen darf, aber tatsächlich hat die zitronengelbe Tramete bei 8 Grad Celcius Lufttemperatur ihr Wachstumsoptimum und ist insofern ein Winterpilz. Es soll ja tatsächlich einen anderen "Schleim"-Pilz geben, den sieht man nur bei abtauendem Schnee an Grashalmen..... also von wegen ein Pilz braucht Wärme, es geht auch anders!

Aber wie sieht er denn nun von Nahem aus dieser doch eher unscheinbare Pilz ohne Stiel und Hut:
   

  ... also so ein schöner Hingucker wie ein Fliegenpilz ist er zwar nicht, aber durch die gelbe Färbung auch gut sichtbar. Im Übrigen wächst die zitronengelbe Tramete nur, wo es sehr viel Totholz gibt und dann auch an Fichten und darüber hinaus muss diese Fichte auch von einem Fichtenporling (rotrandiger Baumschwamm) besiedelt sein. Es war lange unklar, ob die Tramete ein Parasit des Porlings ist oder ob sie einfach das, durch den "Holz fressenden" Baumschwamm entstehende, Substrat benötigt. Der Fichtenporling ist nämlich ein sogenannter Braunfäulepilz, welcher aus dem Holz die weißliche Zellulose futtert und das bräunliche Lignin übrig lässt....Holz besteht hauptsächlich aus diesen beiden Bestandteilen. Eine neuere Untersuchung zum Lebensstil hat nun ergeben, dass die Tramete das Mycel (das sind die Pilzfäden, die immer vorhanden sind, also nicht den Schwamm an sich) des rotrandigen Baumschwamms parasitiert und ihr das am Besten bei kühlem Wetter gelingt. Deshalb wahrscheinlich auch die (gelbfarbige) Fruchtbildung im Winter.

Und das schönste an der Geschichte ist, dass mit solchen Funden, und in der Zwischenzeit noch an anderen Standorten des Nationalparks entdeckten Vorkommen, quasi bewiesen ist, dass  Naturschutz lohnt, so dass sich ein seltener Pilz ausbreiten kann in ehemaligen Wirtschaftswäldern, wenn man diese wieder sich selbst überlässt und der Weg zu mehr "Natürlichkeit" in der Fläche durch die Vorgabe des Prozessschutzes geebnet worden ist. Schön, dass es ihn gibt... den Nationalpark Schwarzwald!

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